Kino Kompakt – Radio Ramasuri https://www.ramasuri.de Wed, 08 May 2024 16:35:41 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 Der neue «Planet der Affen» – Die Reise geht weiter https://www.ramasuri.de/der-neue-planet-der-affen-die-reise-geht-weiter-179163/ Wed, 08 May 2024 16:35:03 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=179163

Caesar war der Heilsbringer der Affen. Nun ist er tot und die Lage ist desolat. Bringt der junge Schimpanse Noa die Rettung? Die Antwort im neuen Science-Fiction-Epos «Planet der Affen - New Kingdom».

Eine Verfilmung seines Romans «Der Planet der Affen» hielt der Autor Pierre Boulle anfangs für völlig ausgeschlossen. «Affen spielen zu lassen, wäre absolut grotesk», befand der Franzose in den 1960er-Jahren in einem Interview. «Es bestand die Gefahr, dass es ins Lächerliche abrutschen würde.» Doch der Franzose täuschte sich.

Als 1968 der Film ins Kino kam, waren die Menschen begeistert. Die Geschichte über Menschen und intelligente Affen wurde Grundlage für eine vielteilige Saga. Nun kommt erneut ein Film ins Kino. «Der Planet der Affen - New Kingdom» ist der vierte Teil einer Neuauflage der Science-Fiction-Reihe und wird von Millionen Fans schon sehnsüchtig erwartet.

Zunächst ein Rückblick: Im letzten Abenteuer «Survival» waren die Affen in einen erbitterten Kampf mit der militärischen Spezialtruppe Alpha-Omega verwickelt, angeführt von dem skrupellosen Colonel McCullough (Woody Harrelson). Der weise Schimpanse Caesar (Andy Serkis) träumt von einer friedlichen Co-Existenz von Menschen und verschiedenen Affen, doch vergeblich. Am Ende stirbt er als Held und lässt sein Volk untröstlich zurück. 

Neue Welt ohne Menschen

Der neue Film, der vor allem in Australien gedreht wurde, spielt Jahrzehnte später. Die Menschen spielen kaum mehr eine Rolle, seit sie durch ein Virus die Fähigkeit des Sprechens verloren haben. Wie Tiere hausen sie in der Wildnis. Auch die Schimpansen leben zurückgezogen tief im Dschungel. Sprechen können sie noch, aber das Lesen und andere Fertigkeiten haben sie verlernt. Ihr Dasein ist friedlich, bis eine brutale Gorillahorde die Siedlung überfällt, niederbrennt und alle verschleppt. 

Nur der junge Affe Noa (Owen Teague) entgeht ihnen. Wütend und erschüttert beschließt er, sein Volk zu befreien. Eine lebensgefährliche Reise beginnt, die sein bisheriges Denken auf den Kopf stellt und ihn mit Dingen konfrontiert, die er bis dahin nicht kannte. Menschen zum Beispiel wie das geheimnisvolle Mädchen Mae (Freya Allan), das ihn hartnäckig verfolgt. Ohne den uralten Orang Utan Raka (Peter Macon) wäre Noa wohl verloren. Raka kannte noch den legendären Caesar und vermittelt Noa dessen Weisheiten, vor allem diesen einen Satz: «Affen töten keine Affen».  

Opulentes Kinoerlebnis

Lohnt sich der Film? Auf jeden Fall - und unbedingt auf großer Leinwand im Kino. Wer sich den 138 Minuten langen Streifen fürs heimische Sofakino aufheben will, verpasst das Beste. «Maze Runner»-Regisseur Wes Ball setzt auf opulente Optik, fantastische Effekte und eine großartige Technik. Allein die verfallenen Städte, die sich die Natur nach dem Verschwinden der Menschen zurückerobert und in üppige Urwälder verwandelt hat, sind sehenswert. Und es gibt nette Kleinigkeiten, etwa als Raka dem unwissenden Noa erklären will, was Bücher sind: «eine altmodische Art, Ideen zu speichern».

Wie schon die ersten drei Teile wurde auch dieser Film mit dem Motion-Capture-Verfahren gedreht, bei dem echte Schauspieler als Affen agieren und dann mithilfe digitaler Technik im Film als Tiere erscheinen. Als Berater fungierte Andy Serkis, der die Mimik, den Gang und das ganze Auftreten von Caesar in den ersten drei Teilen perfekt beherrscht hatte. «Andy hat uns geholfen, die anatomischen Unterschiede zwischen den Körpern von Menschen und den spezifischen Affenarten zu verstehen, die wir spielten», sagte Owen Teague.

Immer wieder baut Ball Anklänge an die alten Filme ein, die bis Mitte der 1970er-Jahre entstanden. So etwa, als die Gorillas Jagd auf die Menschen machen, die wie eine Tierherde an einer Wasserstelle trinken, und sie durch meterhohes Gras treiben, um sie am Ende mit Schleppnetzen zu fangen.  

Doch trotz der hervorragenden Schauspieler und der epischen Bilder hat der Film auch ein paar Schwächen. Vor allem zu Beginn schleppt sich die Geschichte dahin und nimmt erst langsam an Fahrt auf. Auch das Ende lässt einige Fragen offen. 

Coming-of-Age unter grausamen Bedingungen

Thematisch bewegt sich das Abenteuer vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene. Ball zeigt eine klassische Coming-of-Age-Geschichte: Der junge Noa, der von seinem Vater nicht ernst genommen wird, sich dann aber unter härtesten Umständen beweisen muss, um daran zu wachsen. Interessant und zwiespältig ist die Figur des Gorilla-Anführers Proximus. Er hat die weisen Lehren des verstorbenen Caesar für seine Zwecke umgedeutet und lässt sich wie ein römischer Kaiser von seinen Untertanen bejubeln - als Proximus Caesar, der nächste Caesar, der aber nicht mit Güte und Weisheit regiert, sondern Größenwahn, Machtgier und Grausamkeit in sich vereint, um sein Ziel einer besseren Welt für die Affen zu erreichen. 

Der erste Film von 1968 mit Charlton Heston hatte noch ganz klar eine politische Botschaft, wie auch Becca Wilson bestätigt, Tochter des damaligen Co-Drehbuchautors Michael Wilson. In der Dokumentation «"Planet der Affen", Meilenstein der Science-Fiction» spricht sie über die Beweggründe ihres Vaters: «In "Planet der Affen" wollte er Rassismus und alle Formen von Vorurteilen auf indirekte Weise allegorisch aufzeigen».

Die Geschichte dürfte nach «New Kingdom» weitergehen. Die Schlusssequenz macht klar: Das Potenzial künftiger Konflikte und Abenteuer rund um Affen und Menschen auf einem Planeten ist noch lange nicht ausgeschöpft.  (dpa)

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«It’s Raining Men»: Lust und Liebe in Zeiten von Dating-Apps https://www.ramasuri.de/its-raining-men-lust-und-liebe-in-zeiten-von-dating-apps-178722/ Mon, 06 May 2024 20:22:35 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=178722

«It's Raining Men» ist eine unterhaltsame Komödie, die mit Leichtigkeit Liebe und Sex im digitalen Zeitalter thematisiert. In dem Film brilliert die César-Preisträgerin Laure Calamy.

Iris ist eine erfolgreiche Zahnärztin in den Vierzigern und Mutter zweier braver und strebsamer Jugendlicher. Stéphane, ihr Mann, ist ein gut aussehender Architekt und Workaholic, der seinen Computer noch mit ins Ehebett nimmt. Seit Jahren schon hat er kein Verlangen mehr nach ihr. Um wieder als Frau begehrt zu werden, schreibt sich Iris auf einer Dating-App ein.

«It’s Raining Men» ist eine Komödie über Liebe und Sex in Zeiten von Dating-Apps. Es ist der dritte Langfilm von Caroline Vignal, in dem sie erneut Laure Calamy vor die Kamera holt. Mit der 49-Jährigen drehte Vignal ihren Erfolgsfilm «Mein Liebhaber, der Esel & Ich», für den Calamy 2021 mit dem französischen Filmpreis César als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde.

In Vignals neuem Film brilliert Calamy in der Rolle der Iris, die sich entscheidet, einen Liebhaber zu suchen, um ihre verlorene Lust wiederzufinden. Anfänglich noch unsicher und verlegen, stürzt sie sich bald schon rastlos in ihre Abenteuer. Während ihr Mann (Vincent Elbaz) sich nichts ahnend auf seine Arbeit konzentriert, blüht Iris durch das Doppelleben wieder auf.

Die Eröffnungssequenz gehört mit zu den amüsantesten. Sie spielt sich beim Osteopathen ab, der sie drückt und knetet. Die Behandlung ist für Iris schmerzhaft, aber auch sinnlich, denn die Wirkung, von starken Männerarmen umschlungen zu werden, hatte sie fast schon vergessen.

Langjährige Beziehungen

Obwohl der Film in den sich wiederholenden außerehelichen Verabredungen und wiederkehrenden Bettszenen an Tempo verliert, nutzt Vignal das Thema und wirft Fragen über jahrelange Beziehungen auf.

Eine nette Einlage ist die Musical-Sequenz mit dem Song «It's Raining Men», die leider wie aus dem Nichts auftaucht. Das Lied, das der deutschen Filmversion den Titel gibt - im Original heißt die Komödie «Iris et les hommes» (Iris und die Männer) - stammt von den Weather Girls und aus den Anfängen der 80er-Jahre.

Gelungen ist die Herangehensweise des Films an das Thema Untreue. Trotz der unbeschwerten außerehelichen Abenteuer von Iris vermeidet es Vignal, diese als die ideale Lösung für eine Beziehung auf dem Tiefpunkt darzustellen. Stattdessen betont sie die Bedeutung von Kommunikation und Selbstentdeckung.

Trotz einiger Schwächen im Gesamtrhythmus und einer gewissen Wiederholung hat Vignal eine unterhaltsame und leichtfüßige Komödie über die weibliche Begierde gedreht - ein Thema, das im Kino eher selten behandelt wird.

It's Raining Men, Frankreich 2023, 98 Min., FSK ab 12, von Caroline Vignal, mit Laure Calamy und Vincent Elbaz (dpa)

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Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel von Don Quijote als Animationsabenteuer https://www.ramasuri.de/ur-ur-ur-ur-enkel-von-don-quijote-als-animationsabenteuer-177762/ Mon, 29 Apr 2024 21:34:40 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=177762

Seit Jahrhunderten lesen Menschen die Abenteuer von Don Quijote und Sancho Panza.

Nun kommt mit «Das Geheimnis von La Mancha» ein animierter Kinderfilm über seinen Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel ins Kino. Auch Alfonso Quijote hat eine lebhafte Fantasie und sieht Riesen statt Windmühlen, auch er hat einen Freund mit Nachnamen Panza - und zusätzlich noch, schließlich sind wir jetzt im 21. Jahrhundert, eine technik-affine, mutige Freundin. Zusammen stellen sich die Kinder in diesem Weiterdreh der alten Geschichte gegen den Bösewicht Carrasco, einen Immobilienhai, der Ehrgeiz und Egoismus verkörpert. Nach viel Hatz und Gefahr und Kampf wird im Film klar: Was zählt, sind Familie, Liebe, Freundschaft, Gerechtigkeit und Menschlichkeit. (dpa)

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Von Ken zum Actionhelden: Ryan Gosling ist «The Fall Guy» https://www.ramasuri.de/von-ken-zum-actionhelden-ryan-gosling-ist-the-fall-guy-177687/ Mon, 29 Apr 2024 18:20:39 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=177687

Er brennt, stürzt und fliegt durch die Luft: Gosling ist in «The Fall Guy» neben Emily Blunt als Stuntman zu sehen. Die rasante Actionkomödie macht dem halsbrecherischen Filmgewerk alle Ehre.

Erst im März legte Hollywoodstar Ryan Gosling bei der Oscar-Verleihung einen ikonischen Auftritt mit dem «Barbie»-Song «I'm Just Ken» hin. Von einer ganz anderen Seite sieht man den 43-Jährigen nun in der rasanten Actionkomödie «The Fall Guy».

In dem Blockbuster spielt Gosling an der Seite von «Oppenheimer»-Star Emily Blunt einen unermüdlichen Stuntman, der sich auf der Suche nach einem verschwundenen Schauspieler in Gefahr begibt. Mit vielen spektakulären Stunts ist der Hollywood-Streifen eine Hommage an alle, die vor und hinter der Kamera an einem Filmset mitwirken. 

«Ein Colt für alle Fälle» als Inspiration

Regisseur David Leitch («Bullet Train», «Deadpool 2») hat sich für seinen neuen Film von der 80er-Kultserie «Ein Colt für alle Fälle» rund um den Stuntman und Kopfgeldjäger Colt Seavers (Lee Majors) inspirieren lassen. «Wir wollten das Original nicht wortwörtlich adaptieren», sagte Leitch der Deutschen Presse-Agentur. Für Fans der Serie hält der Film aber einige Anspielungen parat. «Wir haben begonnen, unsere eigene Interpretation der modernen Stuntman-Geschichte zu entwickeln», sagte er. Vieles beruhe auf eigenen Erfahrungen.

In der rund zweistündigen Komödie muss Colt einen Schauspielstar (Aaron Taylor-Johnson) aufspüren, der von einem millionenschweren Filmset verschwunden ist. Gedreht wird ein Sci-Fi-Western, Regisseurin ist Colts Ex-Freundin Jody Moreno (Blunt). Während er sie zurückerobern will, werden die Geheimnisse um den Hauptdarsteller immer mysteriöser und Colt kommt einer Verschwörung auf die Spur.

Waghalsige Action-Szenen

Die aufwendig inszenierten Stunts sind auf jeden Fall ein Plus des Films, genauso wie die unterhaltsamen Dialoge zwischen Gosling und Blunt als (Ex-)Liebespaar. Die Hauptdarsteller hinterlassen den stärksten Eindruck, auch weil die Chemie zwischen beiden auf der Leinwand stimmt. Nicht neu, aber originell ist die Idee umgesetzt, in einem Film einen anderen Film entstehen zu lassen und somit die Arbeit einer Crew am Set zu zeigen. 

Zahlreiche Action-Szenen lassen über die etwas dünne Handlung hinwegsehen. So bekommt man als Zuschauer zu rockigen Gitarrenriffs Stunts mit sich überschlagenden Autos, Explosionen, eine Verfolgungsjagd mit einem brennenden Boot oder einen waghalsigen Helikopter-Sprung geboten. Einige von diesen hat Gosling selbst übernommen, wie zum Beispiel einen Sturz aus einem zwölf Stockwerke hohen Gebäude.

Immer wieder fallen in «The Fall Guy» Sätze wie: «Ich bin nur ein Stuntman» oder «Du bist ein Stuntman. Niemand wird bemerken, ob du hier bist oder nicht». Dabei seien Stuntleute die wahren Helden, sagte Gosling kürzlich bei der Europapremiere in Berlin. Der Film sei eine tolle Gelegenheit, ihre Welt zu zeigen. «Sie halten die Schläge für uns aus, sie beschützen uns.» 

Regisseur Leitch hat früher selbst als Stuntman gearbeitet, etwa als Double für Oscar-Preisträger Brad Pitt. Doch: «Die Stunts, die wir in «The Fall Guy» gemacht haben, übertreffen bei Weitem alles, was ich je in meiner Karriere gemacht habe», sagte der 48-Jährige. «Das Stunt-Design ist ein wesentlicher Bestandteil des Kinos und existiert seit den Anfängen des Films.» 

Eigene Oscar-Kategorie für Stunts? 

Es gehe nicht so sehr darum, dass Stuntleute für ihre einzelnen Einsätze gefeiert werden wollten. «Ich denke, wir wollen die Illusion aufrechterhalten, dass die Figur auch die Figur ist. Es braucht vielleicht fünf Leute, um Colt Sievers zu dieser Action-Figur zu machen. Das ist in Ordnung», so der Filmemacher. Mit «The Fall Guy» solle eher die Tatsache gefeiert werden, dass Stunt-Abteilungen die Sequenzen entwerfen und choreografieren und alle Gewerke wichtig für ein Filmset sind - zum Beispiel auch das Kostüm- oder Produktionsdesign. 

Ab 2026 möchte die Filmakademie in Hollywood eine neue Oscar-Kategorie für Casting-Verdienste einführen. Leitch wünscht sich bei der Verleihung auch eine eigene Stunt-Sparte. «Casting hat gewissermaßen den Weg dafür geebnet, wie es gemacht werden kann. Wir folgen einfach diesem Weg, und ich denke, er ist hoffnungsvoll.»

The Fall Guy, USA 2024, 127 Minuten, FSK 12, von David Leitch, mit Ryan Gosling, Emily Blunt, Aaron Taylor-Johnson (dpa)

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Politisch brisante Lovestory: «Was von der Liebe bleibt» https://www.ramasuri.de/politisch-brisante-lovestory-was-von-der-liebe-bleibt-177669/ Mon, 29 Apr 2024 18:15:48 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=177669

Horror statt Happy End: Yasemin betreibt mit ihrem Mann Ilyas erfolgreich ein Café in Berlin. Als sie ermordet wird, drängen sich brennende Fragen auf - private und politische.

Ein Mord trennt Yasemin (Seyneb Saleh) und Ilyas (Serkan Kaya). Viele Jahre des Glücks zerbersten. Trauer und Angst werden verstärkt, weil der Verdacht auftaucht, Yasemin habe ein Doppelleben geführt. Die politisch interessierte Kurdin soll die von vielen Staaten und Institutionen als terroristisch eingestufte kurdische Arbeiterpartei PKK unterstützt haben. Kannte Ilyas seine Frau und Mutter der gemeinsamen Tochter Senna (Amira Demirkiran) nicht wirklich? Oder sind die Ermittlungen der Polizei die Folge rassistischer Vorurteile?

Der deutsch-indische Autor und Regisseur Kanwal Sethi («Fernes Land») lässt Ilyas und mit ihm das Publikum lange im Unklaren. Sind die bohrenden Fragen der Polizei berechtigt? Oder basieren die Ermittlungen vor allem auf latentem Ausländerhass? Ilyas, Deutscher mit türkischen Wurzeln, hat sich stets selbstverständlich als Berliner verstanden. Yasemin meinte durchweg, dass sie trotz ihrer persönlichen und beruflichen Erfolge in Deutschland immer Menschen zweiter Klasse wären. Hat sie recht gehabt?

Vergangenheit und Gegenwart

Der Film fesselt mit kraftvoller Spannung und emotionaler Intensität. Die in Rückblenden erzählte Liebesgeschichte der Café-Besitzer Yasemin und Ilyas und die Ereignisse nach dem Mord sind klug miteinander verknüpft. Ursprünglich wollte Kanwal Sethi einen Spielfilm über die Untaten des rechtsterroristischen «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU) drehen. Klugerweise hat er sich dafür entschieden, wirkungsvoll die Verknüpfung von Privatem und Politischem anhand einer tragischen Lovestory zu spiegeln.

Das von Seyneb Saleh («Toubab») und Serkan Kaya («Der Pfau») angeführte Schauspielensemble fesselt durchgehend. Die Akteure setzen überwiegend auf kleine, verhaltene Gesten und erzielen damit größtmögliche Wirkung. Das entspricht der sensiblen Inszenierung. Serkan Kaya wurde im März beim 28. Filmfestival Türkei Deutschland in Nürnberg für seine Interpretation des Ilyas als «Bester Hauptdarsteller» ausgezeichnet.

In der deutschen Kinolandschaft gebührt dem auch mit einer originellen Farbdramaturgie begeisternden Spielfilm schon allein deshalb eine Ausnahmeposition, weil er nie vordergründig auf Agitation oder Schwarzweiß-Zeichnung setzt. Erst am Ende wird Kanwal Sethi deutlich: Im Abspann des Dramas heißt es, dass in Deutschland zwischen 1990 und 2022 mindestens 235 Menschen von Rechtsextremisten ermordet wurden - die Bundesregierung jedoch nur 113 Morde als politisch motiviert einstufe.

Was von der Liebe bleibt, Deutschland 2023, 100 Min., FSK ab 12, von Kanwal Sethi, mit Seyneb Saleh, Serkan Kaya (dpa)

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«Touched»: Sexuelle Lust wider bürgerliche Normen https://www.ramasuri.de/touched-sexuelle-lust-wider-buergerliche-normen-177639/ Mon, 29 Apr 2024 18:12:49 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=177639

Eine Pflegerin in einer Reha-Klinik und ein querschnittsgelähmter Patient verfallen einander. Damit verstoßen sie gegen alle Regeln. Ihre verbotene Liebe führt dann auch nicht in den siebten Himmel.

Eine Geschichte, die elektrisiert und erschüttert: Maria und Alex fühlen sich unentrinnbar voneinander angezogen. Doch sie ist Pflegerin in einer Reha-Klinik und betreut den querschnittsgelähmten Patienten. Ihr Miteinander ist aus professioneller Sicht unstatthaft. Aber sie können nicht anders. Wie im Rausch ergeben sie sich der körperlichen Lust. Ist es Liebe? Und wenn ja: Hat diese Liebe eine Chance über die sexuelle Gier hinaus?

Beim Internationalen Filmfestival in Locarno im Sommer 2023 errang der Spielfilm der Autorin und Regisseurin Claudia Rorarius geradezu einen Sensationserfolg beim Publikum. Denn selten gelingt es im Kino, in der Darstellung von Sexualität derart freizügig und zugleich tiefsinnig über die Möglichkeiten und Grenzen der Liebe nachzudenken.

Vielfach ausgezeichnet

Das emotional aufwühlende und auch verstörende Drama lief in Locarno im Nachwuchs-Wettbewerb «Cineasti del presente» («Filmemacher der Gegenwart»). Das Hauptdarstellerduo Isold Halldórudóttir (Maria) und Stavros Zafeiris (Alex), beide erstmals in einem Spielfilm zu sehen, bekam zum Festivalende völlig zu Recht die Auszeichnung für das beste Schauspiel in diesem Wettbewerb. Weitere Preise auf anderen Festivals folgten.

Die als Model und Aktivistin der Body-Positivity-Bewegung (für die Abschaffung diskriminierender Schönheitsideale) bekannte isländische Schauspielerin Isold Halldórudóttir und ihr tatsächlich querschnittsgelähmter griechischer Kollege Stavros Zafeiris fesseln mit enormer Intensität und Sensibilität. Dank ihnen und der feinsinnigen Inszenierung rutscht keine der expliziten Sex-Szenen ins Vulgäre. Selbst der drastische Ausgang der Story wirkt durch ihr elektrisierendes Spiel überzeugend.

Dieser mutige Film schenkt dem Publikum ein kluges Nachdenken über Konventionen des Miteinanders in der bürgerlichen Gesellschaft. Wesentlich dabei ist die Auseinandersetzung mit weitverbreiteten Schönheitsklischees. Die Selbstverständlichkeit, mit der die füllige Maria und der gelähmte Alex agieren, hat etwas ungemein Erfrischendes. Das stärkt wesentlich die dringend notwendige öffentliche Debatte über unsinnige Schönheitsideale.

Touched, Deutschland 2023, 133 Min., FSK ab 16, von Claudia Rorarius, mit Isold Halldórudóttir und Stavros Zafeiris (dpa)

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Uschi Glas und die Geister-Oma in «Max und die Wilde 7» https://www.ramasuri.de/uschi-glas-und-die-geister-oma-in-max-und-die-wilde-7-177621/ Mon, 29 Apr 2024 18:08:25 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=177621

In der Seniorenresidenz auf Burg Geroldseck spukt es. Aber gibt es wirklich eine Geister-Oma? Das will Max im zweiten Teil des Kinofilms «Max und die Wilde 7» herausfinden.

 

Wer sagt, dass Kinder und alte Menschen nichts miteinander anfangen können? Die Filme rund um «Max und die wilde 7» beweisen das Gegenteil. Denn für den schüchternen Max sind die Bewohner der Seniorenresidenz Burg Geroldseck fast schon Familie. Der ehemalige Professor Kilian, der prominente Ex-Fußballtrainer Horst und die Schauspielerin Vera sind zwar schon jenseits der 70. Doch die mal mehr, mal weniger rüstige Rentnertruppe bietet Max das, was er braucht: gute Freunde, Spaß und Verlässlichkeit.

Nach dem ersten Abenteuer 2020 kommt nun die Fortsetzung. «Die Geister-Oma» nennt sich der vergnügliche Familienfilm mit Uschi Glas, Günther Maria Halmer und Thomas Thieme. Neu ist der Darsteller von Max: Statt Jona Eisenblätter hat Lucas Herzog die Rolle übernommen.

Hilfe, ein Geist

Im ersten Teil kam Max auf die Burg, weil seine Mutter dort als Pflegerin startete. Gemeinsam mit Vera, Horst und Kilian löste er das Rätsel um geklaute Wertsachen. In der Fortsetzung wird es gespenstisch: Schauspielerin Vera wird von einem Geist heimgesucht - behauptet sie zumindest. Max hält das erst für Einbildung - bis er schließlich selbst einem Gespenst gegenübersteht. Mithilfe von Vera, Kilian und Horst und seiner Mitschülerin Laura möchte er herausfinden, was dahintersteckt. Eine echte Erscheinung? Oder nur ein ganz normaler Mensch, der böse Späße treibt?

Regisseur Winfried Oelsner schafft eine Spannung, die Gruseln verbreitet, ohne das junge Publikum allzu sehr zu schocken. Unheimliche und lustige Szenen wechseln sich ab. Doch der zehnjährige Max hat noch ganz andere Sorgen. Sein Traum ist es, in der Fußballmannschaft seiner Schule mitspielen zu dürfen. Das ist nicht leicht. Der Trainer (Jakob Matschenz) und vor allem sein Klassenkamerad Ole (Giuseppe Bonvissuto) setzen ihn unter Druck. Laura (Klara Nölle) kann sich nicht so recht entscheiden. Hält sie zu Max, auch auf die Gefahr hin, es sich mit dem Trainer und der restlichen Mannschaft zu verscherzen? Und dann ist da noch die strenge und etwas kapriziöse Oberschwester Cordula (Nina Petri), die so gar keinen Spaß zu verstehen scheint, zumindest auf den ersten Blick.

«Die alten Knacker»

Grundlage für die Filme, die unter anderem in Hessen auf der Burg Braunfels und im bayerischen Alzenau im Spessart entstanden, sind die Bücher von Oelsner und Lisa-Marie Dickreiter, von denen es drei Bände gibt. Auch das Drehbuch haben sie verfasst - und darin Charaktere geschaffen, die alles andere als perfekt sind, dafür aber eine sympathische Menschlichkeit und Herzenswärme besitzen. Und natürlich viel Humor und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen. Wie ist es sonst zu erklären, dass Horst eine Mannschaft aufstellen kann, die sich «Die alten Knacker» nennt?

Wer übrigens den ersten Teil im Kino verpasst hat, kann das im Fernsehen nachholen: Das Erste zeigt den Film am Mittwoch (1. Mai) um 9.50 Uhr und bereits ab Montag (29. April) in der ARD Mediathek.

Max und die Wilde 7: Die Geister-Oma, Deutschland 2024, 90 Min., FSK ab 6, von Max Oelsner, mit Uschi Glas, Günther Maria Halmer, Nina Petri und Thomas Thieme (dpa)

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Science Fiction 2024 – Was sind die kommenden Blockbuster. https://www.ramasuri.de/science-fiction-2024-was-sind-die-kommenden-blockbuster-176670/ Mon, 22 Apr 2024 19:08:23 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=176670

2024 wird ein episches Jahr für alle Science Fiction Fans. Kommt mit auf eine Reise durch Raum und Zeit hin zu den neuesten Blockbustern. Trailer ab.

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Schonungslos: «Sterben» mit Eidinger und Harfouch https://www.ramasuri.de/schonungslos-sterben-mit-eidinger-und-harfouch-176646/ Mon, 22 Apr 2024 17:13:45 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=176646

In «Sterben» nimmt Regisseur Matthias Glasner eine zerrüttete Familie unter die Lupe.

Das schonungslose Drama glänzt mit deutscher Schauspielprominenz: Corinna Harfouch, Lars Eidinger, Lilith Stangenberg und Ronald Zehrfeld. Der Titel verrät es schon: Der Film ist keine leichte Kost. Glasner («Der freie Wille», «Gnade») hat damit auch seine eigene Familiengeschichte verarbeitet, wie er bei der diesjährigen Berlinale erzählte.

Sterben, Deutschland 2024, 180 Min., von Matthias Glasner, mit Corinna Harfouch und Lars Eidinger (dpa)

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«Challengers – Rivalen» – Zendaya in packendem Tennis-Drama https://www.ramasuri.de/challengers-rivalen-zendaya-in-packendem-tennis-drama-176625/ Mon, 22 Apr 2024 17:11:06 +0000 https://www.ramasuri.de/?p=176625

In «Challengers - Rivalen», einem hitzigen Tennis-Drama von Luca Guadagnino, steht Hollywoodstar Zendaya ganz im Zentrum.

Einnehmend spielt sie die Rolle einer sehr zielstrebigen Frau, die die Verliebtheit zweier Männer für ihre Ziele ausnutzt. Zendaya verkörpert das ehemalige Tennis-Wunderkind Tashi Duncan. Wegen einer Verletzung musste diese ihre Sport-Karriere aufgeben und arbeitet inzwischen als Trainerin ihres erfolgreichen Ehemannes, dem Tennis-Profi Art (Mike Faist, «West Side Story»). Der befindet sich allerdings in einem sportlichen Tief, weshalb Tashi ihn überzeugt, an einem unterklassigen Turnier teilzunehmen, um zu alter Stärke zurückzufinden. Dort trifft Art auf den gescheiterten Patrick (Josh O'Connor, «The Crown»), der früher sein bester Freund war. Die Freundschaft zerbrach über das Verhältnis zu Tashi, mit der Patrick ebenfalls mal zusammen war. Zwischen den Dreien entwickelt sich eine komplizierte Machtdynamik. 

Challengers - Rivalen, USA 2023, 131 Min., von Luca Guadagnino, mit Zendaya, Josh O'Connor, Mike Faist  (dpa)

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