NS-Volksgerichtshof kam kurzzeitig nach Bayreuth

Das Landgericht Bayreuth lässt die Vergangenheit der Bayreuther Justiz in der Nazi-Zeit erforschen. Genauer gesagt geht es um das Sondergericht Bayreuth, das 1942 eingerichtet wurde. Zudem ließ Adolf Hitler im Februar 1945 die für Hoch- und Landesverrat zuständigen Senate des Volksgerichtshofs nach Bayreuth verlagern. Der Grund: Das Gebäude des Volksgerichtshofs in Berlin war am 3. Februar durch Bomben zerstört worden. Dieser Teil der Geschichte des Volksgerichtshofs in Bayreuth sei bis heute weitgehend unbekannt, teilte ein Sprecher des Landgerichts Bayreuth mit.

An den vom NS-Regime eingerichteten Sondergerichten waren die Rechte der Beschuldigten sehr stark eingeschränkt und die Urteile waren in der Regel nicht anfechtbar. Das Bayreuther Sondergericht führte den Angaben zufolge Verfahren gegen 255 Angeklagte und verhängte in 14 Fällen die Todesstrafe.

Bislang fehle im Justizgebäude jeder Hinweis und jede Information zu diesem wohl dunkelsten Kapitel Bayreuther Justizgeschichte, hieß es weiter. Die Ergebnisse der Forschung sollen der Öffentlichkeit sowohl im Bayreuther Justizpalast als auch an der Uni Bayreuth zugänglich gemacht werden. Den Beschuldigten und Verurteilten solle „ein Gesicht gegeben werden“.

Ziel des Forschungsprojekts sei es auch, die Biografien der Richter und Staatsanwälte zu beleuchten. Man erhoffe sich Hintergründe dazu, dass sich so viele Richter und Staatsanwälte vom menschenverachtenden NS-Regime vereinnahmen ließen und aktiv daran mitwirkten. Bei dem Projekt kooperieren Landgericht, Universität und die Staatlichen Archive Bayerns. (dpa/lby)