Die aktuelle Saison bedeutete eine kleine Zeitenwende für die Bayreuther Festspiele: Das traditionell notorisch überbuchte Opernspektakel machte Schlagzeilen, weil es nicht ausverkauft war. Und auch nach dem Ende der Spielzeit gibt es wichtige Fragen zu klären.
Auf dem Grünen Hügel von Bayreuth gehen an diesem Montag die Richard-Wagner-Festspiele zu Ende. Den Schlusspunkt setzt die gefeierte, bunte „Tannhäuser“-Inszenierung von Regisseur Tobias Kratzer mit Dirigentin Natalie Stutzmann am Pult und Klaus Florian Vogt in der Titelrolle.
Der Tenor hatte sie kurz vor Festspielbeginn von Stephen Gould übernommen, der krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt hatte – und am Wochenende überraschend seinen kompletten Abschied von der Bühne bekannt gab.
Die Festspiele hatten in diesem Jahr ungewöhnliche Schlagzeilen gemacht, weil es für das traditionell eigentlich immer ausverkaufte Opernspektakel kurz vor Beginn und sogar auch währenddessen noch Karten gab. Mit gewisser Spannung wird darum auch die diesjährige Bilanz der Festspielleitung erwartet.
„Der Mythos Bayreuth lebt“, sagte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) der Deutschen Presse-Agentur zum Abschluss der Festspiele. Das Konzept habe in diesem Jahr gestimmt. Blume sprach von einem „großen Interesse des Publikums“ und „großartigen künstlerischen Leistungen“.
Damit meinte er «zum Beispiel „Parsifal“ unter dem Dirigenten Pablo Heras-Casado oder das „Tannhäuser“-Debüt der Dirigentin Natalie Stutzmann“. Er begrüße auch „die weitere Öffnung der Festspiele mit Open Airs, Kinderopern und weiteren Angeboten“, sagte der Minister. „Mir gefällt die Idee, Wagner für alle anzubieten. Kulturelle Bildung muss mitgedacht werden.“
Nach dem Ende der Festspiele wird sich nun sehr bald alles um die Frage drehen, wie es künftig weiter geht auf dem Grünen Hügel. Weil die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth künftig weniger zahlen kann, hat der Freistaat Bayern angekündigt, ihren Anteil zu übernehmen – und den Bund aufgefordert, das Gleiche zu tun. Damit würde der staatliche Einfluss in Bayreuth deutlich ausgebaut.
„Die Festspiele brauchen zukunftsfähige Strukturen für einen zeitgemäßen Spielbetrieb. Selbst ein noch so renommiertes Festival muss für Neues aufgeschlossen sein, wenn es auf Dauer das Publikum erreichen will“, sagte Blume. „Gemeinsam mit dem Bund, mit der Stadt Bayreuth und mit der Gesellschaft der Freunde gehen wir das im Herbst an. Dazu gehören für mich die geplante neue Aufteilung der Gesellschafteranteile, eine Modernisierung im operativen Geschäft in den Bereichen Sponsoring, Marketing und Vertrieb und neue Ansätze in der Geschäftsführung.“
Und noch eine weitere wichtige Frage stellt sich: Wer wird die Festspiele künftig leiten? Bleibt eine Wagner Herrscherin über den Hügel? Katharina Wagners Vertrag läuft bis 2025. Momentan spricht zwar alles für eine Verlängerung – die endgültige Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen. „Wir werden uns ihr Konzept für die Zukunft der Bayreuther Festspiele im Herbst ausführlich ansehen“, sagte Blume. „Daran schließen sich dann die Gespräche an.“ (dpa/lby)