Großeltern und Mutter im Vogtland getötet

Im sächsischen Vogtland tötet ein junger Mann seine Großeltern und Mutter und stellt sich danach. Die Tat sorgt für Fassungslosigkeit in dem kleinen Ort.

Bei einem Gewaltverbrechen in Tirpersdorf im Vogtland sind am Montag drei Menschen einer Familie getötet worden. Bei den Opfern handelt es sich um einen 85 Jahre alten Mann, seine 84 Jahre alte Ehefrau und deren 59 Jahre alte Tochter, wie die Polizei mitteilte. Ein 28-Jähriger wurde am Tatort festgenommen. Er hatte zuvor die Polizei per Notruf alarmiert. Den Angaben zufolge ist es der Enkel beziehungsweise Sohn der Opfer.

Der Notruf kam um 4.45 Uhr, schilderte eine Polizeisprecherin. Darin habe der aufgelöst wirkende Mann geschildert, dass er seine Familie getötet habe. Als die Einsatzkräfte in das Einfamilienhaus kamen, fanden sie drei Leichen und viel Blut. „Es war sofort eindeutig, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt“ erläuterte die Polizeisprecherin. Jede Hilfe sei zu spät gekommen. Opfer und Tatverdächtige sind Deutsche und haben zusammen in dem Haus gelebt.

Kein Messer und keine Schusswaffe

Die Ermittler konnten die Tatwaffe im Haus sicherstellen. Um was für eine Waffe es sich handelt, wollen sie aber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Es soll eine Art „stumpfer Gegenstand“ gewesen sein, hieß es – kein Messer und keine Schusswaffe. Auch zu der Art der Gewalteinwirkung auf die Opfer machte die Polizei keine Angaben. Zu den Hintergründen laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, der Tatverdächtige wird vernommen, Nachbarn befragt. Der 28-Jährige war laut Polizei nicht vorbestraft.

Kurz nach der blutigen Tat ist es außergewöhnlich ruhig in der gepflegten Siedlung mit Reihenhäusern. Hohe Hecken und alte, große Bäume verdecken den Blick auf den Tatort. Der Rasen vor dem Haus ist frisch gemäht, Blumen blühen auf den zwei Balkonen und in Töpfen am Eingang. Eine Katze schleicht verängstigt zwischen den Grundstücken. Lediglich Kriminaltechniker mit weißen Overalls kommen aus dem Haus.

Beide Großeltern waren pflegebedürftig

Die Menschen in dem rund 1350 Seelen-Ort unweit von Oelsnitz sind fassungslos. „Es ist eine Tragödie“, sagte Bürgermeister Ralph Six der Deutschen Presse-Agentur. Dieses „schreckliche Ereignis“ habe niemand vorhergesehen, so etwas habe es hier in den vergangenen Jahrzehnten noch nie gegeben. Großeltern, Tochter und Enkel hätten zusammen in dem Haus gelebt, seines Wissens habe es keinerlei Anzeichen für Probleme gegeben, der junge Mann sei unscheinbar gewesen. Die Tat sei rätselhaft, er habe keine Erklärung dafür.

Ein Nachbar beschreibt den 28-Jährigen als introvertiert und zurückgezogenen Eigenbrötler. Beide Großeltern seien pflegebedürftig gewesen, der Großvater dement und bettlägerig. Die Mutter sei den ganzen Tag außer Haus gewesen und habe als Physiotherapeutin gearbeitet, erzählt der Nachbar, der seinen Namen aber nicht nennen möchte. „Vielleicht ist dem Sohn die Situation mit den beiden Großeltern über den Kopf gewachsen“, vermutet er.

„Hier ist nicht nur eine Familie, hier sind Leben zerstört worden. Es bleibt jetzt, die Ermittlungen der Polizei abzuwarten und die Hintergründe sowie die Motivation des Täters aufzudecken,“ sagte Landrat Thomas Hennig (CDU).

Am Abend gibt es in der evangelischen Kirche des Ortes um 20.00 Uhr eine Andacht. „Es melden sich viele Menschen und erkundigen sich“, sagte Gemeindepfarrer Philipp-Immanuel Albert. „Das hat ganz viele hier sehr geschockt.“ So etwas habe niemand für möglich gehalten, es habe keinerlei Anzeichen dafür gegeben. Die St. Jakobus-Kirche sei offen, um Raum zu geben für Trauer und Beistand. Am kommenden Samstag ist laut Albert um 17.00 Uhr ein Gottesdienst für die Getöteten geplant – und den Täter. Der soll am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt werden. Der entscheidet dann über eine mögliche Untersuchungshaft für den 28-Jährigen. (dpa)