Nach der Corona-Pandemie: Brauchtum an Pfingsten

Gelebter Glaube – so empfinden viele Christen auch in Bayern religiöses Brauchtum. Das Coronavirus hatte dies in den vergangenen beiden Jahren nahezu unmöglich gemacht. Nun ist die Zwangspause vorbei.

Während der Corona-Pandemie sind christliche Brauchtumsveranstaltungen weitgehend ausgefallen – an Pfingsten sollen in Bayern wieder einige kirchliche Traditionen gelebt werden. Die Regensburger Fußwallfahrt führt Pilger nach Altötting, bei der Holzkirchener Kerzenwallfahrt geht es auf den Bogenberg bei Straubing und mit dem Kötztinger Pfingstritt findet eine der größten Reiterprozessionen Europas wieder statt.

Am Donnerstag (08.00 Uhr) machen sich die Wallfahrer aus Regensburg nach einer Messe auf den 111 Kilometer langen Weg zur Gnadenkapelle im oberbayerischen Altötting. Wie in den Jahren vor Corona auch will Bischof Rudolf Voderholzer die Gläubigen bei ihrem Start segnen und dann die letzte der neun Etappen gemeinsam mit ihnen gehen und beten. Das Motto lautet dieses Mal „Unter Deinen Schutz und Schirm“.

Die Regensburger Pilger sollen am Pfingstsamstag in Altötting ankommen. Um 10.30 Uhr ist ein Pilgergottesdienst in der St.-Anna-Basilika vorgesehen. In Zeiten vor Corona nahmen den Angaben nach mehrere Tausend Pilger an der Veranstaltung teil.

Die Holzkirchener Kerzenwallfahrt zum Bogenberg durfte 2021 lediglich in kleinem Rahmen mit etwa 100 Teilnehmern stattfinden. Heuer setzen die Veranstalter wieder auf eine rege Teilnahme. Seit diesem Jahr steht die Wallfahrt im Bayerischen Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes. Der Überlieferung nach geht sie auf ein Gelübde im Jahr 1475 zurück, nach dem jedes Jahr ein Kerzenopfer auf den Bogenberg gebracht werden soll.

Die Kerzenwallfahrt, bei der die Pilger eine mehrere Meter lange Kerze mit sich tragen – teilweise aufrecht stehend -, beginnt am frühen Samstagmorgen in Holzkirchen. Abends kommen die Wallfahrer in Deggendorf an, von wo aus sie am Pfingstsonntag nach Bogen aufbrechen. Die letzten zwei Kilometer hinauf auf den Bogenberg sind für die Männer eine besondere Herausforderung – die Kerze soll wieder stehend getragen werden.

Seit mehr als 600 Jahren gibt es den Kötztinger Pfingstritt in der Oberpfalz. Bei der Männerwallfahrt ziehen am Pfingstmontag (08.00 Uhr) knapp 800 Reiter in Tracht und auf geschmückten Pferden in Bad Kötzting los zur etwa sieben Kilometer entfernten Nikolauskirche in Steinbühl. Nach einer Messe und einer Rast kehren die Reiter zurück.

Der Pfingstritt hat seinen Ursprung in einer Legende, nach der im Jahr 1412 ein Priester einem Sterbenden die Sakramente bringen wollte – und zwar zu Pferd. Da Räuber am Wege lauerten, schützten ihn mutige Burschen. Nach der glücklichen Rückkehr gelobten die Männer, den Ritt jährlich zu wiederholen. 2015 ist der Pfingstritt in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. (dpa/lby)