Vermisstensuche läuft nach schwerem Beben in Taiwan

Das schwerste Beben seit fast 25 Jahren hat in vielen Teilen des Taiwans Verwüstung angerichtet. Noch immer werden Menschen vermisst. Von 70 Bergleuten gibt es dagegen gute Nachrichten.

Die Rettungs- und Aufräumarbeiten nach dem schweren Erdbeben mit mindestens neun Toten und Hunderten Verletzten laufen in Taiwan weiter. Eine große Gruppe Bergarbeiter, die von der Außenwelt abgeschnittenen war, wurde laut Behördenangaben befreit. Wie die Feuerwehr mitteilte, konnten die 64 Arbeiter aus einem Steinbruch im Osten der Insel kurz nach Mittag (Ortszeit) in Sicherheit gebracht werden.

Zuvor hatten Rettungskräfte bereits sechs Arbeiter, die in einem anderen Steinbruch festsaßen, per Hubschrauber aus dem Gebiet gebracht. Die Zahl der Verletzten stieg leicht auf 1058, die der Toten blieb bei neun.

Mittlerweile erreichten die Behörden weitere Informationen zu eingeschlossenen Menschen, die den Angaben zufolge jedoch alle in Sicherheit waren. Die Zahl erhöhte sich im jüngsten Bericht auf 646. In einer Wanderunterkunft im Kreis Hualien befanden sich demnach 615 Menschen. 24 Touristen säßen noch in einer Höhle fest. Zudem seien sechs Studenten und ein weiterer Mensch noch andernorts eingeschlossen. Zu schätzungsweise weiteren 30 vermissten Menschen fehlte nach jüngsten Angaben noch der Kontakt.

Wie die Behörden weiter mitteilten, befreiten die Helfer seit dem Erdbeben mehr als 960 Menschen. Viele waren nach den Erdstößen östlich der Inselrepublik in Gebäuden oder Tunneln eingeschlossen.

Das Beben hatte Taiwan am Mittwochmorgen während der Berufsverkehrszeit getroffen und war auf der gesamten Insel mit mehr als 23 Millionen Bewohnern zu spüren. Es erreichte nach taiwanischen Angaben eine Stärke von 7,2 und gilt als das schwerste Erdbeben dort seit fast 25 Jahren. Die US-Erdbebenwarte zeichnete nach eigenen Angaben einen Wert von 7,4 auf, die japanischen Behörden gaben die Stärke mit 7,7 an.

Das Zentrum des Bebens lag nur wenige Kilometer vor der Ostküste nahe Hualien, das besonders schwer getroffen wurde – auch wegen der relativ geringen Tiefe des Zentrums nur 15,5 Kilometer unter der Erdoberfläche. Bis zum Morgen wurden in Taiwan mehr als 300 weniger starke Nachbeben gemessen.

Tsunamiwarnung in mehreren Ländern

Die Insel liegt in einer erdbebengefährdeten Zone am Rand zweier tektonischer Platten, der Eurasischen und der Philippinischen. 1999 traf ein ähnlich starkes Beben die Inselrepublik mit mehr als 23 Millionen Einwohnern. Die Folgen damals waren wesentlich verheerender. Mindestens 2400 Menschen kamen ums Leben. Taiwan investierte seither mehr in Erdbeben-Prävention.

Nach den Erdstößen warnten neben Taiwan auch China, Japan, und die Philippinen vor Tsunamis. Im nordöstlich von Taiwan gelegenen Japan etwa gaben die Behörden eine Warnung vor einem drei Meter hohen Tsunami für nahegelegene Inseln der südwestjapanischen Präfektur Okinawa aus. Die Bewohner der betroffenen Inseln wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Wenige Stunden nach dem Erdbeben hoben die Länder ihre Warnungen auf.

Auch Deutsche betroffen

In Taiwans Städten herrschte Panik als die Erde bebte. Gebäude stürzten zum Teil ein oder gerieten in gefährliche Schieflage. In vielen Wohnungen gingen Geschirr und andere Gegenstände zu Bruch, Verkehrsbrücken wackelten bedrohlich und an vielen Straßen entstanden Schäden. Manche Augenzeugen berichteten, so etwas noch nie erlebt zu haben und waren schockiert von den Ereignissen.

Viele Menschen waren um Hualien etwa in Verkehrstunneln oder Höhlen eingeschlossen. Darunter auch zwei Deutsche, die in einem Tunnel in einem bei Wanderern beliebten Nationalpark festsaßen. Nach einigen Stunden wurden sie befreit, wie die Behörden und das Auswärtige Amt mitteilten. Einem Sprecher in Berlin zufolge hatte das Auswärtige Amt außerdem Kontakt zu einer Reisegruppe aus 18 Deutschen, die ursprünglich als vermisst gegolten hatten. Ihnen ging es den Angaben zufolge den Umständen entsprechend gut.

Auswirkungen im ganzen Land

Das Beben hatte auch Auswirkungen auf die Wirtschaft: Taiwans wichtiger Halbleiter-Hersteller TSMC etwa hielt am Mittwoch zeitweise die Produktion an, wie die Behörde des Industrieparks der Stadt Hsinchu mitteilte. Die Firma evakuierte laut Berichten Arbeiter während des Bebens. Auch andere Betriebe stoppten die Arbeit vorübergehend. Der staatseigene Energieversorger berichtete von mehr als 308.000 Haushalten in Taiwan, bei denen mit dem Beben der Strom für längere Zeit ausfiel. (dpa)