Zuschüsse für dürregeplagte Landwirte

In den vergangenen Jahren haben die Dürreschäden in der Landwirtschaft stark zugenommen. Die Folgeschäden trugen bislang in der Regel die Bauern allein. Das soll sich nun ändern.

Als erste Landesregierung in Deutschland wird die bayerische Koalition die teure Versicherung der Ackerbauern gegen die finanziellen Folgeschäden des Klimawandels bezuschussen. Darauf haben sich Versicherer und Staatsregierung verständigt. „Bayern ist das erste Bundesland, das die Mehrgefahrenversicherung im Ackerbau fördert“, sagte Alexander Lührig, der Chef der Allianz Agrar. Vom Staat bezahlt werden bis zu 50 Prozent der Beiträge. Das Agrarministerium in München bereitet eine entsprechende Information an die Landwirte vor, wie ein Sprecher sagte.

„Dazu gehören unter anderem gerade auch Trockenheit und Frost“, sagte Lührig. „Die Landwirte können nicht einzelne Gefahren auswählen, sondern nur das gesamte Paket.“ CSU und Freie Wähler folgen dem Vorbild von Nachbarländern wie Österreich, wo die „Mehrgefahrenversicherung“ wegen ihrer hohen Kosten schon lange subventioniert wird.

„Die ganze Welt, ob Europa, Amerika oder Asien, fördert ihre Landwirte in voller Breite im Risikomanagement, auch auf der Versicherungsseite“, sagte der Allianz-Manager dazu. „Deutschland war bislang mit wenigen anderen Ländern im Grunde der Geisterfahrer, die absolute Ausnahme.“

Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) appellierte an die übrigen 15 Bundesländer, sich am bayerischen Vorbild zu orientieren: „Andere Bundesländer sollten dem Beispiel folgen“, sagte Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Verbands. „Angesichts zunehmender Dürreperioden und sich häufender Wetterextreme fordern wir Versicherer schon seit langem eine Bezuschussung der landwirtschaftlichen Mehrgefahrenversicherung, als Hilfe für die Bauern.“

Bisher gab es in Bayern und mehreren anderen Bundesländern lediglich Versicherungszuschüsse für einzelne Zweige der Landwirtschaft wie Wein- und Obstbau, nicht aber für den Ackerbau mit seiner ungleich größeren Anbaufläche. „Ackerbau mit über 11 Millionen Hektar Fläche in Deutschland und die Absicherung der kompletten Gefahren ist immer noch der größte Hebel“, sagte Lührig dazu.

Anlass der Vereinbarung ist, dass in den vergangenen Jahren die Dürreschäden stark zugenommen haben. Die Policen sind für die Landwirte sehr teuer, da im Schadenfall die Ausgaben der Versicherungen sehr hoch sind. Dürre ist ein klassisches Beispiel für sogenannte Kumulschäden, die ganze Regionen flächendeckend treffen und immense Folgekosten verursachen. Dementsprechend sind die Policen unter den deutschen Bauern auch nicht sehr verbreitet. Beteiligt an dem Programm ist auch die Versicherungskammer Bayern.

Einen Selbstbehalt müssen die Landwirte auch in Zukunft tragen. „Das Fördergeld wird nicht mit der Gießkanne auf diejenigen verteilt, die sagen: Das brauchen wir zwar nicht, nehmen wir aber mal mit“, sagte Allianz Agrar-Chef Lührig. „Weil der Landwirt sein Scherflein mit in den Topf legt, enthält das ein hübsches Element der Selbstselektion und hilft, Förderbudgets zu schonen.“

Seit dem Jahr 2000 seien die Ausschläge bei den Wetterextremen extrem hoch, sagte der Manager. „Bei den Bodenfeuchtemessungen per Satellit sah Europa in diesem Jahr im September aus wie Afrika.“ Naturereignisse, die bislang alle hundert Jahre aufgetreten seien, geschähen nun alle zehn bis fünfzehn Jahre. „Das ist ganz eindeutig menschengemacht.“

Die Menschheit habe die Welt mit CO2 vollgepumpt, sagte Lührig. „Immer wenn wir darüber reden, die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen, reden wir im Grunde über eine volle Badewanne, in die wir jetzt weniger Wasser laufen lassen wollen. Davon wird die Situation aber nicht besser.“ Die eigentliche Frage wäre, wie wir aus der Badewanne wieder Wasser ablassen.

„Die Landwirtschaft hat eine Kerndimension, weil wir uns alle ernähren wollen, weil sie nachhaltig betrieben werden muss und sie im Klimawandel schwieriger wird“, sagte der Leiter der Allianz-Agrarsparte. „Und am Ende ist sie aber auch bei der Senkung der CO2-Emission potenziell ein proaktiver Teil der Lösung. Insofern denke ich, die Unterstützung ist hier an der richtigen Stelle.“ (dpa)