Wenn pflegebedürftige Angehörige ins Heim müssen, machen viele Familien erstmal einen Kassensturz. Zurecht, wie neue Daten zeigen. Denn trotz der neuen Entlastungszuschläge sind die Kosten heuer schon wieder gestiegen.
Die selbst zu zahlenden Kosten für im Heim lebende Pflegebedürftige sind im Freistaat trotz der neuen Entlastungszuschläge weiter deutlich gestiegen. Wer das erste Jahr im Heim lebt, musste im bayernweiten Schnitt zum 1. Januar dieses Jahres 2332 Euro pro Monat aus eigener Tasche zahlen – 207 Euro mehr als Anfang 2022, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen ergab. Mit dem höchsten Zuschlag, den es ab dem vierten Jahr im Heim gibt, stieg die Zuzahlung auf nunmehr 1522 Euro pro Monat. Das waren durchschnittlich 93 Euro mehr als zum 1. Januar 2022, wie aus den Daten hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.
Die Entlastungszuschläge steigen mit längerem Heimaufenthalt und dämpfen die Kostenzuwächse dann jeweils stärker. Ohne jegliche Zuschläge müssten die Bewohner in Bayern rein rechnerisch im Schnitt nun 2394 Euro zuzahlen, vor einem Jahr waren es noch 2178 Euro. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Verdienst eines bayerischen Arbeitnehmers lag nach den jüngsten Daten des statistischen Landesamtes im Jahr 2021 bei knapp 3400 Euro – brutto.
Trotz der Anstiege sind im bundesweiten Vergleich in sämtlichen Zuschusskategorien im Vergleich zum Vorjahr teils gleich mehrere Bundesländer an Bayern vorbeigezogen, so dass der Freistaat nun jeweils im Mittelfeld liegt. Hintergrund der Steigerungen sind laut Verband der Ersatzkassen besonders höhere Kosten für Lebensmittel und Personal.
In den Summen ist nämlich zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten – die Pflegeversicherung trägt, anders als die Krankenversicherung, nur einen Teil der Kosten. Für die Heimbewohner kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen hinzu.
Seit Anfang 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse einen Entlastungszuschlag, der mit der Pflegedauer steigt. Den Eigenanteil nur für die reine Pflege drückt das im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.
Allerdings stiegen auch die Kosten für die reine Pflege weiter – ohne Zuschläge beträgt der Eigenanteil im Schnitt nun 1246 Euro nach 1070 Euro Anfang 2022. Hintergrund sind auch teils höhere Personalkosten. Seit dem 1. September 2022 müssen alle Einrichtungen Pflegekräfte nach Tarifverträgen oder ähnlich bezahlen, um mit den Pflegekassen abrechnen zu können.
Für die Auswertung wurden den Angaben des Verbands zufolge Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5. (dpa/lby)