Die Energiewende hat nach Einschätzung der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft schon vor dem Ukraine-Krieg ihre Ziele weitgehend verfehlt. „Die Entwicklung entscheidender Indikatoren wie Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit ist besorgniserregend“, warnte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt am Freitag in München und forderte einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netze: „Wenn die Energiekrise als Mutter aller Krisen gilt, ist die Energiewende die Mutter aller Krisenlösungen.“
Der jetzt vorgelegte Energiewende-Bericht der Prognos AG für das Jahr 2021 zeige bei Bezahlbarkeit, Umweltverträglichkeit, Effizienz und erneuerbaren Energien schlechtere Ergebnisse als im Vorjahr. Dabei bilde er die aktuelle Energiekrise noch gar nicht ab. „Beim Industriestrom belegen wir innerhalb der EU den vorletzten Platz, nur Zypern ist teurer“, sagte Brossardt. Das belaste die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Schon vor dem russischen Angriffskrieg seien die Energiepreise stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. Die Entwicklung bleibe besorgniserregend. Die Wirtschaft brauche die Senkung der Stromsteuer auf das EU-rechtliche Minimum und einen einheitlichen Industriestrompreis.
Der Ausbau der Stromnetze sei Stückwerk. Ziel müsse sein, dass es „dezentrale Einspeisungen von Strom aus erneuerbarer Energie aushält. Im gleichen Zug müssen wir alle erneuerbaren Energien mit Höchstgeschwindigkeit ausbauen“, forderte Brossardt. Außerdem müssten der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und die Planungs- und Genehmigungsverfahren generell beschleunigt und das deutsche Fracking-Verbot überprüft werden. (dpa/lby)