Bayerns Sparkassen geben weniger Kredite aus

Bayerns Firmen investieren offensichtlich weniger. Nach einer langjährigen Nullzinsphase schlagen die jüngsten Zinserhöhungen beim Kreditgeschäft der Sparkassen zu Buche.

Bayerns mittelständische Unternehmen haben ihre Investitionen offensichtlich zurückgefahren: Die Sparkassen vergaben im vergangenen Jahr deutlich weniger Kredite an Firmenkunden, wie der Sparkassenverband Bayern am Mittwoch in München berichtete.

Die Anzahl der 2023 insgesamt vergebenen Kredite sank demnach deutlich um fast ein Drittel – laut Verband eines der schlechtesten Ergebnisse der vergangenen 15 Jahre. Das galt sowohl für die Privatkunden als auch die Firmen: Bei den Unternehmenskunden verzeichnete der Verband einen Rückgang der neu vergebenen Darlehen von rund 30 Prozent. Vizepräsident Stefan Proßer sprach von Investitionsstau und nannte als ein Beispiel die Baubranche: „Leider ist auf Unternehmerkundenseite auch die Investitionsbereitschaft in Richtung Neubauvorhaben eher eingeschränkt.“ Insgesamt genehmigten die Sparkassen noch Firmenkredite im Wert von rund 14 Milliarden Euro.

Auch das Kreditgeschäft mit den Privatkunden schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent. Verbandspräsident Matthias Dießl und Vize Proßer machten die gestiegenen Kreditzinsen verantwortlich. Auch bei den neu vergebenen Immobilienkrediten gab es laut Sparkassenverband einen ähnlich starken Rückgang. Die Sparkassen gewannen aber neue Kunden: Die Zahl der Girokonten vermehrte sich nach Dießls Worten um 56.000.

Wegen des Zinsanstiegs verlagerten viele Kunden ihr Geld in festverzinsliche Anlagen und Wertpapiere. Doch gibt es auch Anzeichen, dass wegen der rasanten Teuerung im vergangenen Jahr weniger gespart wurde. „Die Geldvermögensbildung geht nach unten“, sagte Proßer dazu.

Die Sparkassen selbst jedoch profitieren: Nach Jahren des Nullzinses legte der Zinsüberschuss nach Angaben des Sparkassenverbands um noch nie dagewesene 33 Prozent zu. Die Sparkassen rechnen auch deshalb mit einem Nettogewinn von fast 587 Millionen Euro – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.

Angesichts der unsicheren konjunkturellen Lage haben die Sparkassen ihre Vorsorge für potenziell ausfallende Kredite und andere Unwägbarkeiten gewaltig erhöht: von 78 Millionen auf 1,7 Milliarden Euro. Damit folgen die kommunalen Institute einer Vorgabe der Bundesbank, wie Dießl sagte. „Wir leben in unsicheren Zeiten.“