„Heimatindex“: Bayern fast so zufrieden wie vor Corona

Bayern sei die „Vorstufe zum Paradies“, pflegte Ex-CSU-Chef Seehofer einst zu sagen. In den vergangenen drei Jahren sprach kein Politiker mehr von paradiesischen Zuständen. Doch die Zufriedenheit von Bayerns Bürgerinnen und Bürger scheint nach wie vor hoch.

Ukraine-Krieg und allgemeine Krisenstimmung schlagen der Bevölkerung in Bayern offenbar weniger auf das Gemüt als im restlichen Deutschland. Nach der am Donnerstag veröffentlichten neuen Ausgabe des „Heimatindex“ der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken ist die allgemeine Lebenszufriedenheit in Bayern mittlerweile fast wieder so hoch wie im Jahr 2019 vor Beginn der Corona-Pandemie – und sehr viel höher als in anderen Bundesländern. Im innerbayerischen Vergleich am zufriedensten sind die Unterfranken, wie der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) am Donnerstag in München mitteilte.

Der Heimatindex folgt dem Vorbild der in Statistik, Wirtschaftswissenschaft und Finanzbranche üblichen Indizes. Abgefragt werden aber nicht ökonomische Daten, sondern die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben und Lebensumständen in mehreren Unterkategorien. Dazu zählen unter anderem allgemeine Lebenszufriedenheit, Freunde, familiäre Situation, Arbeitsplatz, finanzielle Lage, Wohnung, Freizeit und öffentliche Sicherheit.

Der Gesamtindex liegt nunmehr bei 67 Punkten, ganz leicht vorne liegen Unter- und Mittelfranken mit 68 Punkten. Vor der Pandemie waren es im bayernweiten Schnitt 70 Punkte gewesen, während des von einem mehrmonatigen Lockdown geprägten ersten Corona-Winters 2020/21 stürzte der Index auf einen Tiefstand von 56 Punkten ab. „Die Bayern lassen Corona hinter sich“, kommentierte GVB-Präsident Gregor Scheller.

Die „allgemeine Lebenszufriedenheit“ liegt in Bayern demnach derzeit bei 73 Punkten, im Bundesschnitt dagegen nur bei 53. Am wenigsten zu klagen gibt es demnach in Unterfranken, dessen Bewohnerinnen und Bewohner mit 75 Punkten den Spitzenplatz belegen. Etwas weniger glücklich scheint die Bevölkerung der drei „Ober“-Bezirke: Oberbayern, Oberpfalz und Oberfranken liegen mit 72 Punkten etwas niedriger.

In der Kategorie „Arbeitsplatz und persönliche finanzielle Situation“ liegt der Index nunmehr bei 64 Punkten, drei weniger als vor Beginn der Pandemie. Die „Sicherheit vor Kriminalität und Verbrechen“ bewerteten die Befragten mit 53 Punkten. Das waren zwar zwei Punkte weniger als im Sommer 2022, aber sogar zwei mehr als im Sommer 2019.

„Der Freistaat behauptet seinen Sonderstatus als zufriedenstes Bundesland“, resümierte GVB-Präsident Scheller. Andere Faktoren – zum Beispiel die Inflation, konjunkturelle Unsicherheiten oder die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs – „scheinen sich in der Stimmung der Bayern nicht nachhaltig niederzuschlagen“.

Die Volks-und Raiffeisenbanken lassen den „Heimatindex“ zweimal jährlich in repräsentativen Umfragen vom Meinungsforschungsinstitut GMS Dr. Jung ermitteln. Für die neue Ausgabe befragten die Demoskopen 2010 Menschen. Die Befragungen fanden in zwei Wellen statt – zum Jahreswechsel und im Februar. (dpa/lby)