Kinderleiche aus Donau geborgen: Kripo sucht nach Spuren

Beim Paddeln entdeckt ein Wassersportler etwas im Fluss und bringt das verdächtige Paket ans Land. Später stellt sich heraus, dass darin ein Kinderleiche lag: Ist das der Beginn eines Kriminalfalls?

Vier Tage nach der Entdeckung eines toten Menschen in der Donau in Oberbayern gibt es Hinweise auf einen schrecklichen Kriminalfall. Wie die Polizei berichtete, handelt es sich um ein etwa vier bis sechs Jahre altes Kind. Die Leiche war zudem verpackt worden. Woher der Junge kam, wie er gestorben ist und wie lange er bereits in dem Fluss lag, ist noch völlig ungewiss.

Am Montagvormittag gab die Polizei bekannt, die Obduktion des in der Vorwoche entdeckten Leichnams habe ergeben, dass es sich um einen Buben im Vorschulalter handele. „Die Identität des Kindes ist noch nicht geklärt“, berichteten die Ermittler. „Es können derzeit auch noch keine Aussagen zu den Todesumständen getroffen werden.“ Zuvor hatten bereits mehrere Medien berichtete, dass es sich um ein Kind handele.

Bei der Kripo in Ingolstadt wurde eine Ermittlungsgruppe „Fluvius“ (lateinisch für Fluss) mit mehr als zehn Beamten gebildet. Bereits am Wochenende und auch am Montag hatten die Beamten mit Unterstützung von Polizeitauchern, Leichenspürhunden, Booten und Bereitschaftspolizisten am Fluss gesucht – zunächst ohne Ergebnis.

Ausgangspunkt war der späte Donnerstagnachmittag: Um 17.20 Uhr hatte ein Kanufahrer im Bereich der Staustufe bei Vohburg an der Donau (Landkreis Pfaffenhofen) etwas im Wasser gesehen. Dann habe er den verdächtigen Gegenstand mit Hilfe des Paddels ans Ufer gebracht, berichtete die Polizei. Der Wassersportler sei häufiger in diesem Bereich der Donau unterwegs. „Der Kanufahrer ist auf jeden Fall von Fleisch ausgegangen, das verpackt war“, sagte Polizeisprecher Michael Graf. „Dann ist sofort die Polizei verständigt worden.“

Am Freitag fand die gerichtsmedizinische Untersuchung statt, am Samstag ging die Polizei dann an die Öffentlichkeit. Nach den bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um einen vier bis sechs Jahre alten Buben. Noch wollen sich die Ermittler nicht auf ein Gewaltverbrechen festlegen.

Besonders die Tatsache, dass der Leichnam verpackt wurde, lässt Außenstehende an ein Tötungsdelikt erinnern. „Es kann unter Umständen schon sein, dass ein natürlicher Tod zugrunde liegt“, betont hingegen der Polizeisprecher. „Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen.“

Laut „Bild“ war der Leichnam in eine Plastiktüte eingepackt. Dies wurde von der Polizei nicht bestätigt, zur Art der „Verpackung“ wurden keine Angaben gemacht. „Wir können aus ermittlungstaktischen Gründen nur sagen, dass der Leichnam verpackt war“, sagte Graf.

Der „Donaukurier“ hatte zudem berichtet, dass es im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord aktuell keinen Vermisstenfall gebe, der auf den toten Buben passen würde. Mittlerweile überprüft die Kripo dies im größeren Stil. „Das ist Gegenstand der Ermittlungen, dass Vermisstenfälle bayernweit, deutschlandweit und natürlich auch im benachbarten Ausland abgeglichen werden.“ Bislang gebe es aber keine Erkenntnisse.

Vermutlich lag der tote Junge schon einige Zeit in der Donau. „Wir gehen im Moment von einer längeren Liegezeit im Wasser aus“, erklärte Graf. Weiter könne der Zeitraum aber noch nicht eingegrenzt werden. Der Ort, an dem das Kind in den Fluss kam, liegt vermutlich zwischen dem Fundort bei Vohburg und der vorangehenden Staustufe bei Ingolstadt – es handelt sich um einen etwa 15 Kilometer langen Abschnitt des Stroms.

Im Nahbereich sei intensiver auch mit Hunden gesucht worden, berichtete Graf. Aber auch der erweiterte Bereich mitten durch die Großstadt sei von Bereitschaftsbeamten und mit Booten abgesucht worden. Konkrete neue Spuren seien am Montag aber nicht entdeckt worden.

Vorläufig sind die Suchmaßnahmen nun beendet. Nun hofft die Kripo auf Zeugen. Verdächtige Wahrnehmungen sollten gemeldet werden. „Damit wir wissen, wo es passiert ist und zu welchen Zeitpunkt.“ (dpa/lby)