Dieselloks statt moderner Züge: Seit Jahren wartet man in Nordbayern auf die Modernisierung der Franken-Sachsen-Magistrale. Doch das Berliner Verkehrsministerium hält die Elektrifizierung für nicht wirtschaftlich genug. Freistaat und Kommunen akzeptieren das nicht.
Den Plänen zur Modernisierung der Franken-Sachsen-Magistrale auf bayerischer Seite droht das Aus, da nach Berechnungen des Bundesverkehrsministeriums das Projekt nicht wirtschaftlich genug ist. Doch das wollen Staatsregierung und die betroffenen Kommunen nicht akzeptieren. Die Elektrifizierung der Strecke sei „verkehrlich, strukturpolitisch und ökologisch dringend notwendig“, sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Er kritisierte die Ampel-Koalition: „Der Bund muss hier schnell nachsteuern, das letzte Wort ist sicher noch nicht gesprochen.“ Am Dienstag (15. November) soll in Bernreiters Haus eine entsprechende Resolution unterzeichnet werden.
„Der Ausbau der Franken-Sachsen-Magistrale hat eine Bedeutung, die weit über Bayern hinausgeht“, sagte Bernreiter. „Nicht umsonst gehört die Strecke zum Kernnetz der EU, denn sie verbindet Süddeutschland mit Tschechien und ist letztendlich auch die Voraussetzung für durchgehende Güterverkehre nach Polen.“
Seit vielen Jahren wird in der Region die Elektrifizierung gefordert: Von Nürnberg über Marktredwitz nach Hof beziehungsweise Schirnding sollen mehr als 30 Jahre nach Fall des Eisernen Vorhangs keine Dieselloks mehr fahren, die Elektrifizierungslücke nach Sachsen und Tschechien sollte geschlossen werden.
Aus dem Berliner Verkehrsministerium heißt es aktuell: Das Vorhaben stelle sich „trotz der Ausschöpfung aller identifizierten Optimierungspotenziale“ derzeit als nicht wirtschaftlich dar. Allerdings: Das Projekt könnte bei entsprechender Verkehrsentwicklung erneut bewertet werden: „Dabei würden dann auch die geänderten Mengen- und Wertansätze und eine gegebenenfalls überarbeitete Bewertungsmethodik berücksichtigt.“
Eine wichtige Stadt entlang der Magistrale ist Bayreuth – als Festspiel- und Universitätsstadt ist sie auf eine gute Bahnanbindung angewiesen. Die Elektrifizierungslücke hier im EU-Kernnetz zu schließen, „wäre ein starkes politisches Signal für die verstärkte Westanbindung der osteuropäischen Mitgliedsstaaten der EU sowie der Ukraine“, sagte Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU). Das Bundesverkehrsministerium hätte diese überregionalen Potenziale jedoch ignoriert. „Überdies wurden sämtliche Bewertungsprämissen systematisch zum Nachteil der Franken-Sachsen-Magistrale ausgelegt.“
Ebersberger sagte weiter: „Wir fordern sowohl eine sofortige Revision der tendenziösen Nutzen-Kosten-Untersuchung als auch eine baldige politische Entscheidung zur Weiterplanung.“ Die Fachwelt sei vom Nutzen der Franken-Sachsen-Magistrale überzeugt. „Zudem sollte der Bund die Chance nutzen, in der anhaltenden Krisenzeit antizyklisch zu handeln und das Projekt mit seiner Milliardeninvestition fortsetzen.“
Der Raum zwischen Hof, Nürnberg und Regensburg gelte als die größte „Dieselinsel“ in Mitteleuropa, die Franken-Sachsen-Magistrale als die meist frequentierte Dieselstrecke in Deutschland, betonte der OB. „Da hier veraltetes Lok- und Zugmaterial mit besonders hohen Diesel-Verbräuchen und Emissionen eingesetzt wird, ist sie auch die schmutzigste Bahnstrecke in Deutschland.“
Ähnlich äußerte sich die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD): „Auch aus ökologischen Gründen ist es eine Farce, an einer Dieselinsel festzuhalten.“ Die kommunalen Gebietskörperschaften entlang der Strecke stünden zusammen und kämpften gemeinsam, hieß es weiter. Hinter der Elektrifizierung stünde die Bevölkerung und die Wirtschaft der gesamten Region. (dpa/lby)