Ifo: Bayerns Exportstärke geschwunden

In den Nachkriegsjahrzehnten entwickelte sich das einst ländlich geprägte Bayern zum bedeutenden Industriestandort, dessen Unternehmen in alle Welt exportieren. Doch die Zeiten hoher Ausfuhrüberschüsse sind laut einer neuen Studie dauerhaft vorbei.

Die einst hohen Exportüberschüsse der bayerischen Unternehmen gehören nach Einschätzung des Ifo-Instituts der Vergangenheit an. Die Münchner Wirtschaftswissenschaftler gehen in einer am Montag veröffentlichten Studie nicht davon aus, dass die heimische Industrie in dieser Hinsicht zu alter Stärke zurückfinden wird. Auftraggeber der Untersuchung war die Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern.

2023 importierte Bayern der Studie zufolge – wie bereits seit 2019 – erneut mehr Güter, als exportiert wurden. Daten für das ganze Jahr liegen laut Ifo noch nicht vor. Aber bis Ende November belief sich das Exportdefizit im Güterhandel demnach auf 9,5 Milliarden Euro.

Exportüberschüsse oder -defizite seien für sich genommen weder gut noch schlecht, sagte Ökonom Oliver Falck, Mitautor der Studie. „Aber hohe Exporte sind ein Ausdruck von Wettbewerbsfähigkeit und dafür, dass Güter „Made in Bavaria“ gefragt sind.“

Die deutsche wie auch die bayerische Industrieproduktion fallen laut Studie seit 2018 zurück, außerdem verweisen Falck und seine Ko-Autoren auf niedrige Investitionen der deutschen Unternehmen in ihre inländischen Produktionsanlagen. Zu den Belastungen zählte Falck fehlende Fachkräfte, hohe Energiepreise und Defizite bei der Digitalisierung.

Hemmnisse im freien Welthandel und Subventionsprogramme im Ausland beschleunigen nach Einschätzung des Volkswirts die Produktionsverlagerungen bayerischer Hersteller nach Asien und in die USA.

Der Industriestandort Bayern habe sich nicht vom noch stärkeren gesamtdeutschen Abwärtssog lösen können, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. „Der strukturelle Wandel ist voll im Gange.“ Die Grundausrichtung müsse heißen: „Auf Forschung und Entwicklung setzen, auf Automatisierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz“. (dpa/lby)