Nach Stillstand: Wasserstoff-Produzent plant Regelbetrieb

Bayerns größte Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff steht seit Herbst 2022 weitgehend still. Grund sind Auswirkungen der Strompreisbremse. Da die Regelungen nun auslaufen, soll der Betrieb hochgefahren werden.

Monatelang stand Bayerns größte Anlage für grünen Wasserstoff weitgehend still – nun soll die Produktion im oberfränkischen Wunsiedel schon bald in den Regelbetrieb übergehen. Im Laufe des August wollten sie signifikante Mengen an Wasserstoff produzieren, sagte Geschäftsführer Philipp Matthes. Bis zum Ende des Jahres solle die Produktion dann sukzessive gesteigert werden.

Die sogenannte Elektrolyse-Anlage hatte bereits im September 2022 ihren Betrieb aufgenommen und war von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gar als „Pionierarbeit für Deutschland und Europa“ bezeichnet worden. Doch schon kurz darauf war weitgehend Schluss. Im Grunde habe man noch keine Woche am Stück produziert, sagte Matthes.

Der Grund: Durch die Strompreisbremse und die damit verbundene Abschöpfung von Überschusserlösen bei Stromerzeugern wurde der Betrieb der Anlage unrentabel. In der Anlage wird Wasser unter Einsatz von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Damit das wirtschaftlich möglich ist – und „grüner Wasserstoff“ entstehen kann – setzt das Unternehmen auf klimafreundlichen und in der Regel günstigen Strom aus Wind und Sonne. Doch Stromerzeuger müssen durch die Strompreisbremse mit einer Erlösabschöpfung rechnen, die anhand der hohen Preise an der Strombörse berechnet wird. Weil die Regelung nicht verlängert wird und damit zum 30. Juni ausläuft, hat die Anlage in Oberfranken wieder eine wirtschaftliche Perspektive.

Die bisherige Durststrecke blieb dabei nicht ohne Folgen. Die vergangenen Monate hätten an den Reserven gezehrt, sagte Matthes. Der bislang geplante Ausbau der Kapazität der Anlage werde dadurch stark verzögert, wenngleich er weiter ein Ziel bleibe. Als sie vom Auslaufen der Regelung erfahren hätten, hätten sie direkt die Gespräche mit regionalen Stromanbietern wieder aufgenommen. Auch Abnehmer in der regionalen Wirtschaft für den produzierten Wasserstoff stünden weiterhin bereit. Zu diesen sollen etwa die Glas- und Keramikindustrie, Transportunternehmen und Automobilzulieferbetriebe zählen.

Die Anlage in Wunsiedel hat eine Leistung von rund neun Megawatt. Zum Vergleich: Ein Windrad hatte nach Branchenangaben zum Ende 2022 im Schnitt eine Leistung von knapp 5,3 Megawatt.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte sich zuvor wiederholt für Ausnahmen für Betreiber von Elektrolyse-Anlagen sowie ein früheres Ende der Regelungen zur Gewinnabschöpfung bei Stromerzeugern bemüht, war damit aber ohne Erfolg geblieben. (dpa/lby)